Über 100.000 Menschen haben in Leipzig bei der 10. Montags-Demonstration mitgemacht, 11. Dezember 1989. (Bundesarchiv, Bild 183-1989-1211-027 / CC-BY-SA 3.0, CC-BY-SA 3.0 DE, CC-BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons)
EINHEIT INKLUSIV >> Modul 1 „Wie kam es zum Mauerfall?“
Wann wurden Ost-Deutschland und West-Deutschland wieder vereint?
Wie haben die Menschen das erlebt?
Das Jahr 1989 hat Deutschland und die Welt verändert.
Ost-Deutschland hieß auch: Deutsche Demokratische Republik (DDR).
West-Deutschland hieß: Bundesrepublik Deutschland (BRD).
Die Menschen in Ost-Deutschland demonstrierten.
Die Menschen wollten mehr Freiheiten haben.
Sie wollten zum Beispiel frei ihre Meinung sagen und frei reisen.
Berlin war durch eine Mauer in Ost-Berlin und West-Berlin geteilt.
Zwischen Ost-Deutschland und West-Deutschland verlief eine Grenze.
Reisen zwischen Ost-Deutschland und West-Deutschland waren sehr streng geregelt.
Die DDR-Regierung trat im November 1989 zurück.
Die Grenzen in die Bundesrepublik wurden geöffnet.
Das wird jetzt der Mauerfall genannt.
Nach dem Mauerfall wurden Ost-Deutschland und West-Deutschland vereint.
Seit dem Jahr 1990 gibt es ein Deutschland.
Die Menschen auf beiden Seiten freuten sich sehr.
Die Grenze hatte auch viele Familien getrennt.
Jetzt konnten sich alle wieder treffen.
Die Menschen aus Ost-Deutschland hatten nun mehr Freiheiten.
Einwanderinnen und Einwanderer haben sich allerdings Sorgen gemacht.
Für sie änderte sich das Leben nicht immer zum Besten.
Wie kam es zur deutschen Wiedervereinigung?
Was änderte sich für die Menschen und ihr Leben?
Über 100.000 Menschen demonstrierten in Leipzig bei der 10. Montags-Demonstration , 11. Dezember 1989. (Bundesarchiv, Bild 183-1989-1211-027 / CC-BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons)
Einwanderinnen und Einwanderer stammen aus einem anderen Land.
Sie sind nach Deutschland gekommen und wollten hier dauerhaft bleiben.
Deshalb nennt man sie Einwanderinnen und Einwanderer.
Wiedervereinigung
Deutschland wurde nach dem 2. Weltkrieg geteilt.
Vor dem 2. Weltkrieg gab es ein Deutschland, wie jetzt.
Bei der Wiedervereinigung ist aus Ost-Deutschland und West-Deutschland ein Land geworden.
Ein Land und zwei Staaten:
Wie kam es zur Friedlichen Revolution?
Deutschland wurde nach dem 2. Weltkrieg geteilt.
Die 40 Jahre zwischen 1949 und 1989 werden deutsche Teilung genannt.
In dieser Zeit gab es 2 deutsche Staaten.
Die Politik und Wirtschaft waren in beiden Staaten sehr unterschiedlich.
„Die Friedliche Revolution 1989/90“
(Seite 3 bis 7, Seite 14 bis 18)
Hier erfährst du:
Wie sich die 2 deutschen Staaten bis zum Jahr 1989 entwickelt haben.
Und wie sie wieder vereint wurden.
Eine „Friedliche Revolution“ für alle?
Kurz vor dem Mauerfall lebten etwa 190.000 ausländische Beschäftigte und Studierende in der DDR.
Im Oktober 1989 beschloss die DDR-Regierung:
Noch 6.000 Arbeiterinnen und Arbeiter aus Mosambik können in die DDR kommen.
Am 4. September 1989 war dann die erste „Montags-Demonstration“.
Die Menschen demonstrierten gegen die DDR-Regierung.
Die Demonstrationen waren immer am Montag.
Bei den Demonstrationen haben jede Woche immer mehr Menschen mitgemacht.
Die Menschen forderten Veränderungen in der Politik und in der Wirtschaft.
Die Menschen in der DDR wollten eine andere Regierung.
Sie wollten auch freie Wahlen.
Montags-Demonstrationen
Auf den Montags-Demonstrationen haben Menschen in der DDR gegen die Regierung demonstriert.
Die Demonstrationen waren friedlich.
Weil diese Demonstrationen immer am Montag waren, heißen diese Demonstrationen Montags-Demonstrationen.
Die meisten ausländischen Beschäftigten und Studierenden haben bei den Demonstrationen nicht mitgemacht.
Viele von ihnen hatten Angst.
Sie wollten am Arbeitsplatz oder im Studium nicht benachteiligt werden.
Bei den Demonstrationen waren auch Menschen dabei,
die gegen Ausländerinnen und Ausländer waren.
Zitat
„Die schwierige Phase ist wirklich die Zeit der Demonstrationen.
Da hieß es dann: ‘ Wir sind das Volk, wir sind das Volk‘ […]
Aber du kennst die Leute nicht auf der Straße […].
Mit [den Menschen] hast du keinen Kontakt.
Wenn sie das Volk sind: Was ist dann mit dir?
Was ist mit euch?“
[Dr. Karamba Diaby, kam 1985 als Student in die DDR.]
Zitat
„Natürlich haben sich die Deutschen gefreut.
Wir haben uns auch gefreut.
Aber manchmal denke ich:
Es wäre besser gewesen, wenn die Mauer nicht gefallen wäre.
Dann wäre die Arbeitslosigkeit nicht so gestiegen.“
[Iskender B. kam 1969 in die BRD; Quelle: Nevim Cil: Topographie des Außenseiters, 2007, S.174.]
Video-Quelle: „Wir gehören zusammen“
Marianne Neumann sagt,
dass die Menschen der 2 deutschen Staaten zusammengehören.
Sie vermutet aber, dass der Umbruch für viele schwer war.
Textquelle: „Freundschaft statt Feindschaft“
Viele Menschen verstanden sich gut mit den ausländischen Arbeiterinnen und Arbeitern.
Rita S. war Spinnerin und erzählt 1989:
„Unsere C-Schicht ist nun schon seit 8 Jahren international besetzt.
Zurzeit mit 13 Kolleginnen und Kollegen aus Polen, Vietnam und Mosambik und 7 Deutschen.
Sicher gab es mit [manchen] am Anfang Schwierigkeiten.
Die Arbeit [war] ungewohnt.
Aber bis jetzt ist noch bei jedem irgendwann ‚der Knoten geplatzt‘.
[Bei uns] gibt es keine Unterschiede zwischen Ausländern und Deutschen. […]
Wir wandern zusammen, haben Fasching gefeiert und planen eine BRD-Fahrt.
Viele […] würden wir am liebsten nach ihren 5 Jahren bei uns gar nicht mehr weglassen.“
[Quelle: WIR, Nr. 3/90, 1. Februar-Ausgabe, 35. Jahrgang, Betriebszeitung der Werktätigen des VEB Baumwollspinnerei Flöha und der Zwirnerei und Nähfadenfabrik Oederan.]
Textquelle: „Warum so unfreundlich?“
Nguyen T. N. A. war Spinnerin im Werk Gückelsberg in Sachsen.
Sie spricht 1990 über ihre Erlebnisse in der DDR.
„Ich war Kindergärtnerin in Ho-Chi-Minh-Stadt.
[Ich] bin 1988 erwartungsvoll in die DDR gekommen.
Ich wollte das Land, die Natur und die Menschen kennenlernen.
Auf Arbeit gab es auch keine Probleme.
[Die] Kolleginnen in der Grünschicht [Frühschicht] sind fast alle älter und sehr nett.
Aber warum sind viele junge Leute so unfreundlich?
Die kennen uns gar nicht.“
[Quelle: WIR, Nr. 3/90, 1. Februar-Ausgabe, 35. Jahrgang, Betriebszeitung der Werktätigen des VEB Baumwollspinnerei Flöha und der Zwirnerei und Nähfadenfabrik Oederan.]
Deutschland nach 1990:
Aus zwei Staaten wird ein Staat
Am 9. November 1989 hatte die DDR ihre Grenzen geöffnet.
Ab dem 3. Oktober 1990 gab es die DDR nicht mehr.
Seit diesem Tag war das Gebiet der früheren DDR Teil der Bundesrepublik.
Deutschland ist wiedervereint.
„Die Friedliche Revolution 1989/90“
(Seite 19 bis 23)
Hier erfährst du:
Wie konnten sich die politischen Verhältnisse in Deutschland so stark verändern?
Menschen in Bewegung:
Die Jahre der Veränderung 1989/1990
Nach dem Mauerfall und der Grenz-Öffnung reisten sehr viele Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik.
Auch aus anderen Ländern kamen Menschen in die Bundesrepublik.
In einigen Ländern in Ost-Europa kam es zu Unruhen und wirtschaftlichen Krisen.
Dazu gehörte die Sowjetunion und zum Beispiel die Länder Lettland, Estland, Litauen, Polen, Rumänien und die Ukraine.
Diese Länder wurden früher Ostblock genannt.
Durch den Mauerfall zerfiel auch der Ostblock.
Das brachte den Menschen in Ost-Europa neue Chancen.
Viele Menschen verließen daher ihre Heimat.
„Fremdheit in Kasachstan“
Marianne Neumanns (*1958 Kasachstan, ehem. Sowjetunion) Vorfahren waren im 18. Jahrhundert aus Deutschland nach Russland ausgewandert.
Viele Russlanddeutsche sprachen Deutsch und sahen sich selbst als Deutsche.
"Ausreise aus der Sowjetunion“
Marianne Neumann erzählt von ihren Schwierigkeiten.
Zum Beispiel, wenn man einen Ausreise-Antrag aus der Sowjetunion stellte.
Sind „wir“ auch das Volk?
Viele Ausländerinnen und Ausländer und ihre Familien lebten 1989 schon mehrere Jahre in einem der 2 deutschen Staaten.
In der Bundesrepublik sogar schon in der 2. Generation.
Das heißt, dass schon ihre Eltern nach Deutschland gekommen waren.
Es ist ihre neue Heimat, und sie sprechen Deutsch.
Was es bedeutet „deutsch zu sein“,
hat jeder Mensch für sich selbst festgelegt.
Auch in der Politik und in der Gesellschaft wurde die Frage diskutiert:
„Was ist deutsch?“
Durch die Friedliche Revolution und den Mauerfall veränderte sich die Diskussion um das „Deutsch-sein“.
Der Satz „Wir sind ein Volk“ wurde immer mehr verbunden mit:
„Wir Deutschen sind ein Volk, egal, ob Ost oder West.“
Damit sollte auch die lange Teilung zwischen Ost-Deutschland und West-Deutschland überwunden werden:
Es war egal, ob man West-Deutscher oder Ost-Deutscher ist.
Jetzt ist man Deutscher.
Für Ausländerinnen und Ausländer und ihre Kinder hat sich das nicht gut angefühlt.
Als würden sie „nicht mehr dazu gehören“.
Sie galten wieder als ausländisch, fremd und „nicht-deutsch“.
Zitat
„Man hat die Ausländerinnen und Ausländer nicht miteinbezogen.
Man fühlte sich wie auf einer Hochzeit.
Also es ist eine große Freude da.
Zwei Seiten freuen sich.
Braut, Bräutigam und die Familien.
Und man selbst ist ein ungebetener Gast.
Die Deutschen […] haben gefeiert.
Und wir dürfen nur zugucken.“
[Suat Bakir, erlebt 1989 den Mauerfall in Berlin.
(Jens Rosbach: Migranten beim Mauerfall. DLF Kultur, 28.05.2009]
„Friedliche Revolution und Mauerfall“
Karamba Diaby hat in Halle Chemie studiert.
Er empfand diese Zeit auch als eine Zeit der Verunsicherung.
„Rassismus und wir sind das Volk“
Auch als Student erlebte Cahit Basar immer wieder Rassismus.
Rassismus bedeutet:
Menschen werden wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion benachteiligt.
Aufgrund seiner Erlebnisse zweifelte er an seiner Zugehörigkeit zum „deutschen Volk“.